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Prickelnde Momente

Straßenengel

 

 

Die frisch monierten 245/35 R 20 Gummis auf den 20 Zoll Leichtmetall V-Speichen Felgen gruben sich in den Asphalt. Mit der Geschwindigkeit, für die der 650i TwinPower Turbo V-8 Benzin Motor mit 600Nm max. Drehmoment und 407PS gemacht worden war. Selbst  die vielen Kurven der Bergstraße waren kein Problem, der Fahrer trat das Gaspedal bis zum Boden durch. Das ESP war im Dauereinsatz und hielt, was der Erfinder versprach.

   All diese Zahlen hörten sich für Sascha toll an. Er wusste, dass sein 6er Coupé. eines namenhaften, deutschen Herstellers, 4,9 Sekunden von 0 auf 100km/h brauchte und der geile Sound von den 1750 u/min herrührte. Doch was diese Fakten zu bedeuten hatten, war ihm schleierhaft. Ihm war nur wichtig, dass er mit seinem schwarzen Wagen angeben konnte.

   Wenn er von seinem Schlitten erzählte, schienen zumindest die Zuhörer dieses Wirrwarr von Zahlen entschlüsseln zu können. Oft sah Sascha Neid auf den Gesichter widerspiegeln. Das war es ihm wert. Die durchschnittlichen 16 Liter Verbrauch waren da Nebensache. Eher erwähnte er noch schnell die 8 Gang Sport Automatik und das Glasdach. 

   Nach drei Tagen Langweile war Sascha unterwegs nach Hause. Seine Chefs waren auf die Idee gekommen, ein freundliches Kennenlern-Seminar für ihre Manager abzuhalten und Sascha hatten mit seinen jungen 31 Jahren dabei sein müssen. Er gehörte seit langem zu den Top-Leuten der Firma. Nicht weil er gut in seinem Job war, das brauchte er gar nicht.

   Sascha sah gut aus, hatte ein starkes Selbstbewusstsein, gespickt mit sicherem Auftreten. Was ihm am meisten geholfen hat die Erfolgstreppe her aufzufallen, war die Tatsache, dass er reden konnte. Überaus gut und überzeugend. Wenn es sein musste, konnte er einem Hasen suggerieren, dass Fleisch für ihn gesünder sei als Löwenzahn. In kürzester Zeit hatte der Hase dem Salat abgeschworen.

   Die Vorstände hatten gar nicht anders gekonnt, als seine Leistung zu würdigen und ihm einen angemessenen, Posten zu geben.

   Um sich zu behaupten und etwas herzuzeigen, war dieser Wagen Pflicht.

   Zu diesem erlesenen Posten gehörten in Saschas Augen allerdings leider auch total überflüssige Seminare. Eines dieser Freizeitberaubungs-Seminar hatte er nun endlich hinter sich und war auf dem Weg zu seinem Reich.

   Um sich abzureagieren und den Kopf freizubekommen, kam ihm diese Bergstraße ganz recht. Er zwang den Wagen bis zum äußersten, in gutem Gewissen, dass die Autohersteller ihren Job gemacht hatten und alle Aggregate seine Fahrweise aushielten.

   Was wollte er eigentlich zu Hause? In seinem schicken Haus am Stadtrand wartete nur Katze Monki. Das einzige weibliche Lebewesen, was ihm treu war. Nicht einmal seine Pflanzen - sofern man da von weiblich reden konnte - wollten länger bei ihm bleiben. Nach einiger Zeit suchten sie das Weite in Form von Vertrocknen.

   Frauenbekanntschaften hatte er dagegen genug. Wenn ihm danach war, warfen sie sich ihm freiwillig an den Hals und er konnte sich ein, zwei Nächte an einer Auswahl der Hübschesten austoben. Das brachten seine Anstellung und sein Charisma einfach mit sich.

   Und um die Frauenwelt zu beeindrucken, brauchte es nicht mal viel. Sein Erscheinen auf der Bildfläche reichte meistens schon aus. Natürlich waren der Wagen und das Geld, was er gerne zeigte und ausgab, äußerst hilfreich beim Erobern des weiblichen Geschlechts.

   Die richtige Dame war jedoch noch nicht dabei gewesen. Wobei sich Sascha für nur eine Frau auch viel zu schade fand. Es sollten doch alle hübschen Hühner etwas von ihm haben. Da wäre eine feste Beziehung wohl eher hinderlich. Welche Lebensgefährtin würde solch ein ausschweifendes Leben schon verstehen? Und vor allem ohne ein Wort des Einspruchs alle anderen Frauen akzeptieren und bei ihm bleiben, um ihn den Rücken freizuhalten.

   Gelobt sei seine Katze. Sie blieb bei ihm, egal wie viele Damenbekanntschaften bei ihm ein und aus gingen. Monki beschwerte sich nie darüber, wenn er mal ein, zwei Nächte nicht nach Hause kam denn Futter bekam sie von seiner Haushälterin. Was wollte Monki mehr?

   Trotz der vielen Liebeleien, die er pflegte gab es für ihn Regeln, die er strikt einhielt. Sascha benutzte die Damenwelt und diese lag ihm zu Füßen. Sie hingen regelrecht an seinen Lippen. Obwohl es in seinen Kreisen bekannt war, dass er keine feste Partnerschaft anstrebte, schien es jede dieser jungen Damen geradezu darauf abgesehen zu haben. Deshalb verließ ihn bis jetzt jeder seiner weiblichen Bekanntschaften gekränkt, wahrscheinlich auch in ihrem Selbstwertgefühl von ihm. Verletzt.

   Und genau deswegen besagte eine seiner Regeln, keine Liebschaften am oder um den Arbeitsplatz herum. Eine zurückgewiesene Frau konnte sich als hinderlich auf seine Karrierepläne auswirken. Frauen waren in dieser Hinsicht sehr nachtragend und gemein, das wusste Sascha.

   Daher flirtete er zwar mit den weiblichen Angestellten, war dabei immer bedacht den Abstand zu wahren. Was ihm bis jetzt gelungen war.

   Es war nicht mehr weit. Ein paar Kurven noch, dann war der letzte Berg geschafft. Sascha fiel es gar nicht auf, dass der Motor Geräusche von sich gab, die so die Monteure nicht vorgesehen hatten. So gut abgeschirmt sah's man in seinem Luxusschlitten. Selbst wenn die Laute, die sich im Motorraum ausbreiteten, zu seinem Ohr vorgedrungen wären, hätte es ihn nicht stutzig gemacht. Auf die dicke Rauchwolke, die plötzlich langsam aber stetig unter seiner Motorhaube hervorkroch war Sascha nicht vorbereitet. Er erschrak richtig als die komplette Frontscheibe auf einmal hinter einer Nebelwand verschwand.

   Geistesgegenwärtig lenkte er seinen teuren Wagen auf eine großzügige Parkbucht, die ein weiser Straßenbauer alle paar Kilometer erschaffen hat. Der Motor verstummte, die Zündung ging aus. Sascha war mit sich, dem Coupé und dem Rauch alleine.

   Geschockt saß er hinter dem Lenkrad und beobachtete, wie der Qualm nach und nach weniger wurde. Sich mit der Atmosphäre vermischte.

   Die geballte Hitze erwischte Sascha, als er schließlich die Fahrertür fast schon ängstlich aufstieß. Die Klimaanlage seines Wagens hatte bis eben sehr gut funktioniert. So wie er es von all seinen Autos kannte. Sie funktionierten, ohne Mängel!  Dafür gab es schließlich Werkstätten, die er dafür bezahlte, dass dem auch so blieb.

   Augenblicklich war er der Kraft der Mittagssonne ausgeliefert, die die Luft auf Backofenstärke aufgewärmt hatte.

   Sascha achtete sehr auf seinen Körper und dessen Pflege. Wohl wissend, dass der erste Eindruck in jeder Lebenslage mehr als wichtig war, wenn man vorwärts kommen und nicht zum Ja-Sager mutieren wollte. Er benutzte sogar Lederhandschuhe zum Tanken, damit der Kraftstoff nicht eine Hautzelle von ihm beschädigen konnte. Warum hatte sie auch die guten alten Tankwarts abgeschafft?

Sascha schnappte sich seine Handschuhe, bevor er die Motorhaube aufmachte. Schließlich wusste er überhaupt nicht, was ihn darunter erwarten würde.

   Süßlich, beißender, weißer Rauch schoss empor, direkt auf sein Gesicht zu, so dass ihm die Tränen in die Augen stiegen. Reflexartig ließ er die Motorhaube los wich zurück und hielt sich die Hände vors Gesicht. Dank der Federdämpfer an beiden Seiten vom Motordeckel, schob sich die Haube, statt herunter zu knallen langsam weiter in eine geöffnete Position. So konnte der Rauch abziehen.

   Nach einer Weile traute sich Sascha einen zweiten Blick zu riskieren. Der dichte Qualm war inzwischen zu leichtem Dampf geworden. Zum ersten Mal erblickten seine Augen die Abdeckung von dem Motor, der ihm Selbstbewusstsein auf den Straßen verlieh. Sascha hatte von Technik absolut keine Ahnung und von den komplizierten Abläufen in einem Benzinmotor schon mal gar nicht. Wozu hatte er also nachgeschaut? Anscheinend lag es in den Männergenen, erst mal einen wichtigen Blick unter die Haube zu riskieren, statt einzusehen, dass man Hilfe brauchte. Als ob sich ein Automotor von alleine reparieren würde.

   Sascha ging zur Beifahrerseite. Im Handschuhfach lag die Servicemappe, versteckt mit einer Telefonnummer für den Pannennotdienst. So hatte es ihm der schleimige Autoverkäufer bei der Autoübergabe gesagt.

   Ordnung herrschte in der Mappe, das musste Sascha neidlos eingestehen. Ein Blick auf sein Smartphone verriet ihm, dass es sogar hier oben in den Bergen sehr guten Netzempfang gab.

   Eine nette, weibliche Stimme am anderem Ende der Leitung, hatte vollstes Verständnis für seine Lage und dass er aufgebracht war. So schnell es ging würde ein Pannenwagen geschickt, um ihm entweder vor Ort zu helfen oder zumindest den Wagen zur nächsten Werkstatt zu schleppen. Auch ein dortiges Hotel, falls die Reparatur länger dauern sollte, wäre kein Problem und ging natürlich auf Kosten der Autoherstellers.

   Das alles beschwichtigte Sascha überhaupt nicht. Der Motor lief nicht, also würde die Klimaanlage ebenfalls ihren Dienst verweigern. Das hieß er musste die Hitze aushalten und wer wusste schon, wann der Typ vom Pannennotdienst hier auftauchen würde.

   Sascha war mehr als sauer und suchte Schatten unter den Bäumen die direkt am Abhang wuchsen. Hier konnte man ihn von der Straße aus nicht sehen. Sein Auto stand genau zwischen ihm und der Fahrbahn. Hinter ihm nur Bäume und die Weite der Tiefe. Eigentlich ein schönes Fleckchen für eine schnelle, heiße Nummer, kam ihm der Gedanke. Sascha liebte das Gefühl, es an Orten zu tun, wo man ihn entdecken konnte. 

  Seine Gedanken schweiften ab. Unter einem Baum sitzend stellte er sich vor, wie hier ein gut gebautes, leicht bekleidetes, junges Mädchen Hilfe suchend am Straßenrand winkte. Ganz Gentleman würde er natürlich anhalten und nach den Nöten dieser attraktiven Frau fragen, deren Auto eine Panne hatte. Nach gekonntem Blick unter die Motorhaube, würde Sascha die Schwere des Schadens feststellen und ihr nahelegen den Pannendienst zu rufen, der sie dann abschleppen sollte.

   »So einen hilfsbereiten Mann habe ich noch nie getroffen. Du hast mich gerettet. Ohne dich würde ich immer noch hier herumstehen und nicht wissen was ich machen solle. Kann ich mich irgendwie revanchieren?«

   Ihre Hände würde sie dabei über ihren tiefen Ausschnitt zu den Brüsten wanden lassen, alles rein zufällig. Sascha wusste natürlich sofort, was sich da machen ließe. Er würde sie an den nächststehenden Baum drücken und sogleich ihren Hals mit Küssen bedecken, während sich seine Hand unter ihren Minirock schlich........

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WEITER GEHT ES IM BUCH PRICKELNDE MOMENTE!

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